Inhaltsverzeichnis
Worum geht es?
Um Gemeindegründungsbewegungen bzw. Jüngerschaftsbewegungen zu fördern, bedarf es unterschiedliche Verantwortungsgrade, die ein Leiter durchläuft.
Im Nachfolgenden schauen wir uns jede einzelne Phase etwas genauer an und filtern auch, wer in der gesamten Christenheit dafür die Verantwortung trägt, da nicht jede Phase etwas für jeden ist.
5 Phasen einfach erklärt

L1 - Verkündiger des Evangeliums
o. Sämann (engl. Seed Sower)

In der ersten Phase (L1) übernimmt ein Leiter Verantwortung für andere, indem er sich ein Herz für die Verlorenen von Gott geben lässt. Das führt dazu, dass er anfängt bzw. beständig darin wird, das Evangelium mit seinen Mitmenschen zu teilen. Auch kommt es immer wieder dazu, dass ein L1-Leiter offene Menschen anfängt zu begleiten. In all dem liegt der Fokus hier auf Einzelnen Menschen, die Jesus kennenlernen, aber keine bzw. wenig Gruppendynamik erleben.

Ein L1-Leiter lebt Feld 1 (In Umfelder gehen) und Feld 2 (Evangelium teilen) aus [für weitere Infos schaue dir das 4 Felder Diagramm an]. Im Nachfolgenden schauen wir uns ebenfalls an, was die Bibel darüber sagt, wessen Verantwortung dieses Reifestadium an Leiterschaft ist. Wir kürzen den Punkt mit der Frage „Wer?“ ab.
Wer? Jeder
Bibelverse:
- 2. Korinther 5,19
- Matthäus 28,19f
- Markus 16,15
- Apostelgeschichte 1,8
- 1. Thess. 1,6-8
Feststellung:
Die allermeisten Christen teilen nicht (regelmäßig) das Evangelium, obwohl die Schrift es klar anweist und es eine natürliche Reaktion ist, wenn man sich seiner Rettung bewusst ist bzw. eine Begegnung mit Jesus hatte.
Ein anderes Problem liegt darin, dass sie oft selbst gar nicht wissen, was das Evangelium ist, beinhaltet und inwieweit es ihr Leben heute verändert hat.
Gerade in Deutschland erleben wir immer wieder, dass Menschen zufrieden sind, mit ihrer eigenen „Errettung“, aber ihre Mitmenschen und der Auftrag von Jesus für alle Nationen sie nicht berührt.
Es geht nicht darum, sich zu zwingen, die Botschaft zu teilen. Es geht darum, dass die Liebe Gottes für die Verlorenen unser Herz erreicht. Und das wird uns zu einem L1-Leiter machen!
Tools (Werkzeuge)
- Oikos Map (Beziehungsnetz)
- Die drei Kreise
- 15 Sekunden Zeugnis
Gibt weiter
- Wie man das Evangelium mit seinen Mitmenschen teilt
Probleme
- Fehlendes Training
- Fehlende Erwartung / Vision(-svermittlung)
Hilfreiche Schritte
- stärke sie in der Überzeugung Gruppen zu trainieren
- Einzelne im Beziehungsumfeld zusammenführen
L2 - Gemeindegründer
o. Gruppenstarter / Initiatior, engl. „Church Planter“

Die zweite Phase (L2) beschreibt einen Leiter, der nicht nur Einzelnen das Evangelium teilt und sie begleitet, sondern Menschen um sich herum bündelt, um sie Gemeinde erleben zu lassen. Er hat ein Herz dafür, dass Menschen Familie erleben, dass sie gemeinsam unterwegs sind und investiert sich in diese entstandene Gemeinde. Etwas reifere L2-Leiter beschäftigen sich viel damit, wie sie diese Gemeinde gesund wachsen lassen und sind diejenigen, die die Gemeinde am meisten beeinflussen.

Ein L2-Leiter lebt selbst Feld 1 (In Umfelder gehen), Feld 2 (Evangelium teilen), Feld 3 (Jüngerschaft) und Feld 4 (Gemeinde formen / gründen) aus.
Wer? Jeder
Gemeinde ist schlichtweg eine Summe von Jüngern von Jesus (siehe z.B. Apg. 13-20). Daher gelten die Bibelstellen, die zeigen, dass jeder zum L1 Leiter berufen ist, auch für L2. Jüngerschaft, wie Jesus sie uns vorlebte, beinhaltet, dass wir Menschen nicht alleine Jesus nachfolgen lassen, sondern in Gemeinschaft.
Das bedeutet nicht, dass jeder berufen ist, eine 200 Leute-Gemeinde zu leiten. Aber jeder ist berufen Verantwortung für eine Gruppe von Jüngern zu sorgen und das nennt die Schrift ebenfalls Gemeinde.
Heißt das, dass jeder ein L2-Leiter wird? Nein.
Hat das Gott trotzdem für jeden vorbereitet? Ja.
Genau hier geht es darum, so viele Chrüsten wie möglich hierfür zuzurüsten. Nicht nur zu verstehen, dass Gott das für sie vorbereitet hat, sondern es auch zu erleben.
Jeder Nachfolger braucht verbindliche Gemeinschaft (= Gemeinde). Für einen gesunden Nachfolger ist es normal, nicht ewig Kind oder Jugendlicher zu sein (das hat natürlich auch seinen Platz!), sondern irgendwann selbst Vater oder Mutter zu werden und eigene Kinder zur Welt zu bringen und eine Familie zu gründen, für die er Verantwortung trägt. Genau das beschreibt L2.
Feststellung:
Die allermeisten Gemeindeleiter befinden sich in dieser Phase. Das ist auch das Stadium von jedem Hausgemeindeleitern, der vielleicht schon 5 Gruppen gestartet hat, aber dennoch überall dabei ist. Jede Gemeinde, in der der Leiter regelmäßig in die Treffen involviert ist, ist Generation 1.
Allgemein: Der Schwerpunkt in dieser Phase ist, dass Leiter Einfluss auf eine Gruppe von Menschen ausüben, aber die Funktionalität der Gruppe abhängig von dem Leiter ist.
Zusammenfassung:
Der Schwerpunkt in dieser Phase ist, dass Leiter Einfluss auf eine Gruppe von Menschen ausüben, aber die Funktionalität der Gruppe abhängig von dem Leiter ist.
Tools (Werkzeuge)
- Church Circle (Gemeindekreis)
- Discovery Bible Study (Entdecker-Bibelstudium)
- 3/3 Prozess (Drei Drittel Ablauf)
Gibt weiter
- Pastorale Fürsorge
- Einzelne abholen und in Christus stabilisieren
- Wie man Gemeindekultur lebt
Probleme
- Fehlendes Verständnis, dass es jeder machen kann
Hilfreiche Schritte
- 1. Timotheus 3 + Titus 1 studieren & neue Leiter heranziehen
- Multiplikation fokussieren
L3 - Multiplikator von Gemeindegründern
o. engl. „Church Planter Multiplier“

Ein Leiter, der aus seiner Ursprungsgemeinde heraus bereits in kurzer Zeit mehrere Generationen an Gemeinden gegründet hat, charakterisiert die Phase L3. Ein L3 Leiter ist gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften:
- Er ist nur in die Ursprungsgemeinde aktiv involviert und trainiert deren Leiter, ihre Leiter zu trainieren.
- Die nächsten Generationen sind entstanden, weil die Leute aus der Gemeinde in Generation 1 selbst in ihrem Umfeld Gemeinden gestartet haben.
- Statt als starker Leiter für die nächsten Generationen aufzutreten, befähigt er durch Feedbackkultur, dass die Leiter der nächsten Generation in ihrer Autrotität stabiler werden.
- Er legt viel Wert darauf, Leiter nicht von sich abhängig zu machen, sondern sie beständig zu fördern, zu befähigen und freizusetzen.
- Die neuen Generationen an Gemeinden werden durch Teams, die jeweils aus den Leitern der Gemeinden einer Generationen bestehen, stabilisiert.
Zusammenfassung: Ein L3 Leiter startet aus der von ihm gegründeten Gemeinde in seinem Kontext / Netzwerk mehrere Ströme von Gemeinden in mehreren
Generationen, die zur Bewegung werden.
Zählweise: Wenn ein Team von Christen startet, um neue Gemeinden zu gründen, wird häufig erst die (erste) daraus enstandene Gemeinde, die unter neuen Nachfolgern entstanden ist, als 1. Generation bezeichnet. Wenn du allerdings beginnst, mit neuen / frischen Nachfolgern eine Gruppe zu starten / Gemeinde zu gründen, dann ist dies schon eher die 1. Generation an Gemeindegründung.
Der weiß ausgefüllte Kreis beschreibt in der Darstellung die Gemeinde, in die der Leiter aktiv involviert ist. Die Zahlen in den Kreisen drücken die Generationen aus.

Ein L3-Leiter lebt selbst Feld 1 (In Umfelder gehen), Feld 2 (Evangelium teilen), Feld 3 (Jüngerschaft) und Feld 4 (Gemeinde formen / gründen) aus. Außerdem legt er den Schwerpunkt auf die Multiplikation von neuen Leitern (Teil 5 – in der Mitte). Das bedeutet, dass in seiner Gemeinde und den nachfolgenden Generationen jeder Einzelne befähigt ist, selbst die 4 Felder zu durchlaufen und neue Gemeinden zu gründen.
Wer? Nicht jeder. Treue Verantwortungsträger.
Diese Verantwortung und Aufgabe ist nicht für jeden Christen. Es bedarf Reife und eine klare Ausrichtung in diesem Bereich, um es selbst zu erleben. Tatsächlich ist dies aber die apostolische Grund-DNA zur Erfüllung des Missionsbefehls.
Dieser Schritt passiert nur, wenn man größer denkt und nicht eine Gemeinde versucht am Laufen zu halten, sondern indem man Teams fördert, die entweder forcieren neue Gruppen zu starten (z.B. Beginn mit Bibelkreis, dann Transition in Gemeinde) oder Leiter bündelt und aufs nächste Level trainiert, die bereits neue Gruppen / Gemeinden gestartet haben.

Feststellung: Diese Reifephase von Leiterschaft macht den entscheidenden Unterschied. Alles was davor passiert, ist L2 und das beinhaltet nur Addition. Einzelne Menschen kommen zum Glauben, lassen sich taufen und eine bestehende Gemeinde wird größer und größer, bis sie sich irgendwann einmal teilt oder an einen größeren Standort wechselt. In anderen Fällen gehen solche Gemeinden ein. Die Leiterschaft bleibt über Jahre hinweg ähnlich, wenn es gut läuft reifen Einzelne langsam hinein. Das bedeutet aber einen längeren Reifeprozess, da die Kluft von Leitern und anderen Geschwistern sehr hoch ist.
In dem Moment, wo ein Leiter zu verstehen beginnt, wie er sich so in andere investiert, dass bestmöglichst jeder beginnt, Verantwortung zu übernehmen und eine Gemeinde zu gründen, passiert ein exponentielles Wachstum. Erst da beginnt Multiplikation. Dieses Umdenken stellt einen radikalen Ausrichtungswechsel dar im Vergleich zu dem, wie Leiterschaft häufig in der Christenheit verstanden wird.
Diese Ausbildung neuer Gemeindegründer umfasst:
- dass das Level für die Reife eines Nachfolgers zur Gründung neuer Gemeinden heruntergeschraubt wird
- dass organische Gemeindegründung durch Jüngerschaft passiert. Bedeutet: Die Reife ist daran gemessen, dass Gott neue Menschen in sein Umfeld stellt, die er an die Hand nimmt und sie zu einer stabilen Gruppe formt und eine Verbindlichkeit eingeht, die durch die Taufe der neuen Menschen in Gemeinde mündet.
Addition vs Multiplikation: Der Sprung von L2 auf L3 scheint manchmal wie eine Mauer zu sein. Ist sie einmal durchbrochen, boomt das Wachstum. Woran liegt das? Nun, in L2 reicht es aus, dass der Leiter einen tieferen Charakter hat, den Heiligen Geist kennt und Leitungsfähigkeiten ausgebaut hat. Aber bei L3 musst du darauf vertrauen, dass der Heilige Geist sas Gleiche auch in anderen bewirkt! Und das bedarf großes Vertrauen in das Wirken Gottes und Dinge nicht unter eigener Kraft / eigenen Systemen kontrollieren zu wollen.
Tools (Werkzeuge)
- Die 4 Felder
- WIGTake
- MAWL
- Generational Mapping
Gibt weiter
- wie man Leiter freisetzt
Probleme
- Außerbiblische Vorstellungen Leiterschaft einzusetzen
- Mangelnde Demut des Leiters dienende, befähigende Leiterschaft zu leben
Hilfreiche Schritte
- Reflektion lernen: Wo sind Lücken?
- Lernen, wie man andere auf das nächste Level bringt
- Missionsreisen von Paulus (Apg. 13-20) anhand der 4 Felder studieren
L4 - Trainer für Bewegungen
o. engl. „Movement Trainer“

Die L4-Reifephase beschreibt einen Leiter, der statt seinem eigenen Netzwerk (L3) nun anderen Netzwerken / Gemeinden / Organisationen verhilft, deren Gruppen zu multiplizieren. Er unterstützt andere aus einem anderen Kontext (interkulturell) mehrere Ströme von Generationen an Gemeinden zu bilden, die in Bewegung münden.
Die Kompetenzen für L4 werden auch entwickelt, wenn der L3 Leiter an einem neuen Ort nochmal neustartet.
Wer? Nicht jeder. Spezielle Berufung notwendig. Kontext & Fokus entscheidend.
Tools (Werkzeuge)
Alles was du hier weitergibst, hast du bereits in den Phasen davor durchlebt.
Gibt weiter
- Gesundheit der multiplizierten Gemeinden sicherstellen
Probleme
- Jeder pusht sein eigenes Ministry
Hilfreiche Schritte
- Strategie & Fokus entwickeln
- Panta ta ethne -> Bibel studieren
- Vision: Unerreichte zu erreichen
L5 - Strategischer Koordinator
o. engl. Strategy Coordinator, Movement Catalyst

Phase L5 beschreibt eine größere, geistliche Verantwortung, die nationale bis internationale Ebene umfasst. Apostel Paulus ist hierfür ein super Beispiel und beschreibt einen L5-Leiter.
Für diesen Dienst ist essentiell, dass
- eine ausgeglichene, reproduzierbare Gemeindebewegungsstrategie mit eingebracht wird
- der Fokus auf unerreichten Gebieten liegt
- mehrere Bewegungen in die Richtung gesteuert werden, diese Lücken zu füllen
Im Kern geht es also darum: Mobilisierung vieler Netzwerke für ein Ziel, z.B. eine Nation zu erreichen, indem wir gemeinsam die fehlenden Gebiete einnehmen.
Wer? Wenige.
Gibt weiter
- Wie man als ein Leib gemeinsam im Reich Gottes unterwegs ist, obwohl man unterschiedliche Ausrichtungen hat.
- Wie man Jüngerschaftsprinzipien interkulturell anwenden kann.
- Unterschiede zwischen Apollos, Petrus und Timotheus bezüglich Paulus verstehen und kommunizieren
Probleme
- Fokus verlieren (z.B. auf früherem Erfolg ausruhen oder andere / neue Agendas…)
Hilfreiche Schritte
- Aus der Bewegung heraus neue Strategische Koordinatoren heraus entwickeln lassen. Statt bereits „fertige“ zu suchen, neue Leiter auf diesem Level großzuziehen.
- Fokus und Prioritätensetzungen klar und immer wieder neu ausrichten
- Klarer strategischer Fahrplan im Vorgehen (z.B. bei Trainings, Generationenentwicklung, Jüngerschaftsprozess etc.)
Weiterführende Gedanken
Zeitlicher Aufwand

Du verstehst dich nun als Trainer, Jüngermacher oder jemand, der von Gott eine größere apostolische Berufung empfangen hat. Eine notwendige Frage, die du dir für eine klare Ausrichtung stellen muss, ist folgende: In welche Leiter sollte ich die meiste Zeit investieren?
Wenn du selbst bei einem Level von mindestens L4 bist, solltest du dich schwerpunktmäßig mit zunehmender Verantwortung nicht darauf konzentrieren, L1 Leuten zu erklären, warum sie die frisch Bekehrten auch in Gruppen bündeln sollten. Denn nun weißt du ja, dass von L2 zu L3 der größte Sprung passiert. D.h. die meiste Zeit fokussiert sich auf solchen Leitern, die bereits offen und willig sind, multiplikative Ansätze zu leben. Als Richtwert könnte man 60-90 Tage pro Jahr nehmen, um diese Nachfolger in Jüngerschaft zu begleiten. Ab einem gewissen Level wird es hoffentlich auch darauf hinauslaufen, dass man als Freunde unterwegs ist und das Reich Gottes ausweitet durch Zusammenarbeit. Die zeitliche Investition kann dabei aber etwas geringer ausfallen, weil neue Kapazitäten für neue Felder und damit auch neue Leiter geschaffen werden. Deshalb geht die Kurve am Ende wieder runter.
Eine Person aus der Ernte, die einen Senkrechtstart im Glauben erlebt, kann in kurzer Zeit bereits bei L3 sein. Unser Fokus sollte also nicht nur auf bestehenden Nachfolgern liegen.
Den Einen finden

Zum Einen sagt das aus, dass es nicht darum geht, jeden für die nächste Stufe an Verantwortung zu gewinnen. Auch nicht bei den jeweiligen Trainings. Es geht immer darum, reinzuhören und zu schauen, was bewirkt Gott bei den Menschen, die Berufung zu erkennen und entsprechend zu fördern, was sowieso schon arbeitet.
Zum Anderen ist das hier kein Wertesystem. Jemand der in L5 arbeitet ist nicht mehr wert als ein L1er. Wenn allerdings die Welt erreicht werden soll, braucht es wirklich Mitarbeiter im Reich Gottes, die wieder Verantwortung übernehmen, wie unsere Vorbilder aus der Bibel und unser Meister – Jesus – selbst! Sie waren L5 Leute. Und deshalb suchen wir sie.
Bist du bereit, den Preis dafür zu zahlen?